Diferencia entre revisiones de «Curso de alemán nivel medio con audio/Lección 265c»

Contenido eliminado Contenido añadido
Sin resumen de edición
Sin resumen de edición
 
Línea 36:
:„Sie sollen aber hier bleiben!“ Leibniz sah sie voll an und schüttelte den Kopf. „Sie würden mir nur jede Lust nehmen, hier weiter zu sitzen, wenn ich das Gefühl hätte, jemand vertrieben zu haben. Und ich hätte außerdem noch das Gefühl, abstoßend zu wirken. Natürlich gilt meine Bitte nur für den Fall, daß Sie verzeihen, wenn ich mich ruhig verhalte. Auch ich bin sehr, sehr müde.“
 
:„Ach so! Dann bleibe ich gerne. Der Diener wird Ihr Mahl und den W' ??? einWein sogleich bringen. Ich bin sehr dankbar, daß ich noch ein wenig ausruhen darf.“ Und sie wandte sich ab und verfolgte die Vorgänge unten im Saal mit lässiger Neugier.
 
:Leibniz hatte das Antlitz der Dame nur ganz kurz gesehen. Sie war auffallend schön, hatte große blaue, sehr ausdrucksvolle Augen, schien aber, trotz der Glätte und madonnenhaften Regelmäßigkeit der Züge, irgendwie gezeichnet: von einem Wissen um abstoßende und höllische Dinge. Oder war das wieder Phantasie und sie war bloß müde? Nonnen gab es hier ja gewiß nicht, dazu war die ganze Einrichtung dieser neuartigen Stätte der Geselligkeit zu offenkundig.
Línea 50:
:„Sie sind ein Gedankenleser. Bitte, verzeihen Sie mir meine Unart!“ erwiderte sie mit dunkler Stimme. „Ich werde unsre Vereinbarung auch nicht mehr durch ein albernes Lächeln brechen.“
 
:Da schoß in Leibniz ein verworrener 'Wunsch empor. Warum sollten nur all die anderen, die hier waren, sich bei den Frauen Lust, Vergessen und Ruhe holen? Warum nicht auch er? Doch er wollte es wieder ganz anders als alle anderen. Es war ihm recht, es war Voraussetzung für seinen Wunsch, daß diese Frau jung und schön war. Daß sie duftete und daß die Seide ihres Kleides und die Spitzen schimmerten. Daß die Haut ihres Halses glatt und kühl war und die Form ihrer nackten Arme und ihre Brust, die man aus dem Ausschnitt der Seide durch die halbe Verhüllung erahnte, ein wunderbares Ebenmaß zeigten. Und trotzdem lag der Wunsch auf einer fast mystischen Ebene. Er wollte eine höhere, tiefere Ruhe von dieser Frau, als die Stillung von Begierden und Leidenschaften. Er wollte von ihr ein Märchen.
 
:Er stand leise und langsam auf und sagte wie zu sich selbst:
Línea 76:
:Der junge Boineburg starrte noch immer auf die beiden. Leibniz mußte für die nächsten Augenblicke Unberechenbares befürchten. Er befürchtete es aber nicht für sich, sondern für den Jüngling. Fürchtete für den Vater des Jünglings und für die Dame, die jetzt, auch nicht klar über die Zusammenhänge, Miene machte, zwischen die „Rivalen“ zu treten.
 
:„Ich bin erst vor wenigen Stunden aus England zurückgekommen, Philipp Wilhelm““, sagte Leibniz, als ob keinerlei Spannung bestände. „Woflen 1111„Wollen Sie einen Augenblick bei mir Platz nehmen? Ich hätte Ihnen einige Nachrichten zu bestellen...“
 
:Unter dieser merkwürdigen Ruhe hatte sich Boineburg ein wenig gefaßt. Röte flammte über sein Gesicht und er war plötzlich den Tränen nahe.