Diferencia entre revisiones de «Curso de alemán nivel medio con audio/Lección 114c»

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:Galois gelangte als Schüler Lagranges und Cauchys, von denen insbesondere der letztere bereits eine Art von gruppentheoretischen Betrachtungen angestellt hatte, vom Spezialgebiet der Gleichungen zu den Gruppen. Galois wußte von den Erkenntnissen Abels, wußte, daß die Hoffnung ein für allemal begraben war, Gleichungen, die den vierten Grad überschritten, durch Wurzelausziehungen zu lösen. Sonderfälle blieben natürlich lösbar, jene Fälle nämlich, in denen es gelingt, durch Kunstgriffe oder Transformationen (Substitutionen im gewöhnlichen Sinne), den Grad der Gleichung bis zum vierten Grad oder noch tiefer herunterzusetzen. Diese Möglichkeit kann man jedoch im allgemeinen einer Gleichung nicht a priori ansehen und noch weniger kann man die Unmöglichkeit einer solchen Umformung irgendwie halbwegs zuverlässig behaupten. Bei diesem Problem nun setzte Galois ein, und der Weg, den er gezeigt hat, ist ein so tiefgründiger und genialer, daß Galois' Name stets unter den ersten Mathematikern genannt werden wird. Er stellte nämlich die allgemeine Frage, wie die Koeffizienten in einer Gleichung ''n''-ten Grades beschaffen sein müßten, damit die Gleichung durch Reduktion lösbar werde. Von den Potenzen der Unbekannten konnte die Lösbarkeit nicht abhängen, da sich bei Verschiedenheit der Koeffizienten Gleichungen mit denselben Potenzen der Unbekannten das einemal reduzieren ließen und das anderemal wieder nicht. Nun erfand Galois die gruppentheoretische Betrachtungsweise gerade dort, wo sie am allerschwierigsten ist, nämlich bei den Permutationsgruppen. Eine Permutationsgruppe ist sicherlich einmal eine endliche Gruppe, da die Möglichkeit der Permutation ein Ende nehmen muß, wenn bloß die Anzahl der zu permutierenden Elemente eine endliche Zahl ist. Die Anzahl der möglichen Permutationen ist dann <math> n! </math> oder, wie man sagt,
:''n-Fakultät''<math> = 1 \cdot 2 \cdot 3 ...n </math>.
:Unter Permutation kann man zweierlei verstehen. Erstens eine vollendete Umstellung der Elemente, wie etwa 1243 eine Permutation der Ausgangspermutation 1234. ist. Man kann aber auch die Tätigkeit des Umstellens, also „das Permutieren“, als Permutation bezeichnen, und zwar den Akt des Überganges von einer Zusammenstellung zur anderen. In diesem zweiten Sinne faßt die Gruppentheorie den Begriff Permutation auf und nennt ihn auch Substitution im weiteren Sinne des Wortes. Eine Gruppierung wird für eine andere substituiert, untergestellt, an deren Stelle gesetzt, die einzelnen Übergänge oder Permutationen oder Substitutionen, oder wie man diese Umstellungen nennen mag, werden nun als Elemente der Permutationsgruppe aufgefaßt, wobei auch identische Permutationen vorkommen können, etwa 123 geht wieder in 123 über. Nun können zwei Permutationen der nämlichen Ziffern etwa 123, das in 312 übergegangen ist, und 123, das in 132 verwandelt wurde, miteinander in gruppentheoretischem Sinne dadurch verknüpft werden, daß sie nacheinander ausgeführt werden. Die erste Permutation ersetzt 1 durch 3, die zweite 3 durch 2, die beiden, wenn man sie nacheinander ausführt, also 1 durch 2. Weiters wird 2 durch 1 und bei der zweiten 1 durch 1, also schließlich 2 durch 1 ersetzt. Schließlich 3 durch 2 und 2 durch 3, also 3 durch 3. Das Ergebnis dieser „Verknüpfung“ ist neuerlich ein Element der Gruppe, nämlich wieder eine Permutation von 123, nämlich 213. In ähnlicher Art kann man fortfahren und kann dabei noch durch eine geeignete Schreibweise den Vorgang einfacher, sicherer und durchsichtiger gestalten. Die Erörterung der Einzelheiten würde unseren Rahmen weitaus überschreiten und wir verweisen auf die in der Sammlung Göschen erschienene Darstellung der Gruppentheorie von Dr. Ludwig Baumgartner, in der man weitere Quellennachweise findet. Wir stellen nur fest, daß sich nach unseren Andeutungen auch aus Permutationen echte Gruppen bilden lassen, die sämtliche Gruppeneigenschaften besitzen. Nun untersucht Evariste Galois - und dies der Zweck dieser Ausführungen -- die Permutationen der Koeffizienten von beliebigen Gleichungen und erzeugt dadurch aus einer Gleichung eine ganze Gruppe von Gleichungen. Die Gruppen von Substitutionen oder Permutationen werden weiters darauf geprüft, ob sich aus ihnen Untergruppen gewinnen lassen. Diese Überprüfung ist der Hauptzweck des ganzen Beginnens. Denn eine solche Untergruppe kann ohneweiters eine lösbare Form einer Gleichung darstellen oder beinhalten. Wenn weiters noch entdeckt werden kann, wie sich die Hauptgruppe mittels sogenannter Nebenkomplexe aus einer bestimmten Untergruppe zusammensetzen laßt, dann ist das Problem gelöst. Wir wiederholen etwas deutlicher und konkreter: Der erste Schritt ist die Bildung der Permutationsgruppe aus den Koeffizienten der vorgelegten Gleichung. Der zweite die Zerfallung in Untergruppen, von denen eine oder die andere durch Wegfall (Nullwerdung) von Koeffizienten auf eine höchstens biquadratische Gleichung führt. Der dritte Schritt ist der Versuch, aus dieser Untergruppe mittels gewisser Nebenkomplexe die Hauptgruppe zusammenzusetzen. Gelingt auch dieser, dann ist die Gleichung ''n''-ten Grades (wobei <math> n > 4 </math>) resolvierbar, d. h. schließlich auf solche Gleichungen reduzierbar, die durch Wurzelausziehen lösbar sind.
:Es ist für uns unvorstellbar, daß der noch nicht Einundzwanzigjahrige den vor ihm kaum noch halbwegs entwickelten Bau der Gruppen gerade von der vielleicht schwierigsten Stelle aus so vollstandig durchschaute, daß er ihn praktisch verwerten konnte. Und es ist für alle geistig Schaffenden eine unheimliche Mahnung, sich diese Leistung auszumalen, die zwischen Widrigkeiten, Politik, Gefängnis, Liebe und Duell in wenigen Monaten so weit vorgetrieben wurde, daß sie in der letzten Nacht deutlich formuliert werden konnte, wobei die Gruppentheorie dazu noch bloß den ersten Teil des Briefes füllt, wahrend der zweite Teil mindestens ebenso erstaunliche Erkenntnisse über elliptische Integrale enthält, deren eigentliche Erschließung erst Riemann und Weierstraß gelang.
:Am Ende des Briefes stehen Worte, die in ihrer schlichten Größe so erschütternd sind, daß wir sie hier wiedergeben müssen. Sie lauten: „Aber ich habe keine Zeit mehr und meine Ideen über dieses unendlich große Gebiet sind noch nicht gut entwickelt. Du wirst diesen Brief in der ,Revue encyclopédique“ abdrucken lassen. Ich habe es oft in meinem Leben gewagt,Vorschläge vorprellen zu lassen, deren ich noch nicht sicher war; aber alles, was ich geschrieben habe, ist seit beinahe einem Jahr bloß in meinem Kopf, und es ist zu sehr in meinem Interesse, mich nicht geirrt zu haben, damit man mich nicht verdächtigen kann, Theoreme auszusagen, deren vollkommenen Beweis ich nicht haben würde. Du wirst Jacobi oder Gauß bitten, ihre Meinung zu sagen, nicht über die Wahrheit, sondern über die Wichtigkeit meiner Theoreme. Nach all dem, so hoffe ich, wird es Leute geben, die darin ihren Vorteil finden werden, diesen Wirrwarr zu entziffern. Ich umarme dich in hinströmender Liebe ...“