Diferencia entre revisiones de «Curso de alemán nivel medio con audio/Lección 114c»

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:Diese Unendlichkeit oder Beliebigfortsetzbarkeit oder potentielle Unendlichkeit haben wir ebenfalls bereits in sehr zahlreichen Spielarten kennengelernt. Wir können sie rein logisch als die sich aus dem Bildungsgesetz des Zählens ergebende Folgerung ansehen. Wir dürfen aber auch sowohl psychologisch als transzendental im Sinne Kants den Ursprung dieser potentiellen Unendlichkeit in der reinen Anschauung des Raumes und speziell der Zeit erblioken. Und wir wissen, daß bereits Zenon an manche Paradoxie stieß, die sich aus dieser Unendlichkeit ergab. Jede in Form einer Reihe gebildete Zahl, etwa eine Irrationalzahl, eine konvergierende Zahl auf Grund eines Exhaustionsbeweises oder gar der Aufbau des Kontinuums, gibt uns dasselbe Rätsel auf. Nun erweitert sich dieses Rätsel aber ebenso bei der Konvergenz wie beim Kontinuum sofort durch neue Aspekte. Wir sehen nämlich in beiden Fällen gleichsam das Ergebnis des Aufbaues aus unendlich vielen Teilen vor uns und halten dadurch in der Reihensumme oder in der geometrischen Figur das aktual oder vollendet oder abgeschlossen Unendliche, kurz eine tatsächlich unendliche Menge in der Hand. Wir deuten nur an, daß die Angriffe auf diese Form der Darstellung, wie wir sie eben gaben, nie verstummen werden. Man wird uns sofort entgegenhalten, daß ein „Teil“ nur dann unendlich klein sein kann, wenn die Aufsummierung unendlich vieler solcher Teile stets unter der Einheit bleibt, d. h. als Ergebnis weniger als die denkbar kleinste wirkliche Einheit liefert. Wenn wir auch diesen Standpunkt als relativ berechtigt anerkennen, so halten wir den allzu strengen Logikern entgegen, daß man durch derartige Strenge notwendigerweise in ein Wirrsal von Unendlichkeiten gerät, in dem man schließlich erstickt oder zumindest erkenntnismäßig steril wird. Der menschliche Verstand nimmt in Unendlichkeitsfragen nämlich einen ganz anderen Standpunkt ein als die Intuition. Der Verstand müßte alle Infinitesimaliiberlegungen höherer Art überhaupt ablehnen und dürfte sich auch nicht durch das Postulat eines „Grenzbegriffes“ oder „Grenziiberganges“ aus der logischen Schlinge zu ziehen versuchen. Für den Verstand gibt es nichts Erschütternderes als die uns schon bekannte Feststellung Leibnizens, daß in einer konvergenten Reihe wie
:<math> \textstyle frac{1}{2} + frac{1}{4} + frac{1}{8} + frac{1}{16} + ... </math>
:unmöglicherweise jemals ein Glied auftritt, das unendlich klein wäre. Jedes der Glieder muß endlich groß bleiben, wenn es auch noch so winzig ist. Also müßte die konvergente Reihe - wohl die krasseste „contradictio in adiecto“ - divergent sein, denn Endliches, unendlichmal zueinander addiert, ist selbstverständlich unendlich. Es ist aber ebenso „selbstverständlich“ das Gegenteil der Fall, wozu jedoch mehr die Intuition als die Logik verhilft, da die Logik trotz aller apagogischen Beweise zumindest einwenig unsicher bleibt.
:Nun Wissen wir weiter, daß schon die Scholastik, vor allem Bradwardinus, Thomas von Aquino und Cusanus tief in diese Antinomien eingedrungen sind, die trotz aller Beteuerungen der modernsten Grundlagenforschung, Logik, Logistik und der „Als-ob-Philosophie“ für den gänzlich undogmatischen und unerbittlichen Betrachter nach Wie vor das „Credo, quia absurdum“ der Mathematik bilden und - wie wir hinzufügen - bilden sollen, da erst aus diesem metalogischen Gesichtswinkel heraus sich völlig neue Erkenntnislandschaften blickmäßig erschließen.
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:Gerade die stolzen und harten logischen Gefilde der Mengenlehre und der Gruppentheorie gehören zu diesen - man erschrecke nicht - metalogischen Gegenden. Denn im Verein mit der modernen Physik haben sie die Logik zu einem Prokrustesbett gemacht. Man rettet, kurz gesagt, die Logik bei einer neuen meta- oder kontralogischen Entdeckung dadurch, daß man ohne viel Aufsehen die Logik entsprechend „streckt“ und hierauf triumphierend verkündet, die neuen Lehren vertrügen sich glänzend mit der Logik. Dadurch, und wir werden darüber im Schlußkapitel noch eingehend sprechen, ist das neunzehnte Jahrhundert das „Säkulum der dehnbaren Maßstäbe“ geworden. Was für einen logischen Sinn, um zur Mengenlehre zurückzukehren, kann die apodiktische Aussage haben, daß der Teil unter gewissen Umständen dem Ganzen gleich sein muß? Und daß die Summe unendlich vieler solcher Teile Wieder nicht größer sein kann als das Ganze? Für all das, was man billigerWeise unter Logik verstehen kann, ist das ein kompletter Unsinn, ja ein Wahnsinn und Widersinn.
 
::(<small>Man sagt bei unendlichen Mengen „Äquivalenz“ und „Verschiedene Mächtigkeit“, um die Begriffe der Gleichheit bzw. des Größer und Kleiner zu umgehen, das sind aber, wenn man Will, bloße Alibiversuche der LogikStreckung.</small>)
 
:Solche Möglichkeiten heben sofort die Sicherheit der gesamten elementaren Mathematik auf, wenn man sie für „logisch“ einordenbar erklärt. Nun kommt aber der Kunstgriff: man erweitert einfach die Logik, grenzt das Gebiet, in dem diese „Ungesetze“ gelten, streng ab und betrachtet im Wege einer ebenso ungeheuren wie ungeheuerlichen Maßabstreckung und Verallgemeinerung die Gesetze des Endlichen als nebensächliche Sonderfälle eines viel umfassenderen Kosmos des Aktual-Unendlichen, das sich seit dem Beginn des neunzehnten Jahrhunderts, seit Bolzano, ohne Widerspruch denken läßt. Im §&nbsp;14 seiner „Paradoxien“ stellt Bolzano nämlich fest, daß niemand, der sich die „Einwohnerschaft“ Prags oder Pekings vorstelle, dabei auch an jeden einzelnen Einwohner denke. Ebensowenig müsse man etwa, so fügen wir hinzu, bei jeder unendlichen „Punkteschaft“ (Punktmenge) jedem einzelnen Punkt in Gedanken nachlaufen.
 
:Für uns ist Bolzanos Ausspruch geradezu der Beweis dafür, daß es sich bei all diesen Dingen um „Metalogik“ handelt: das ewige Vergleichen, das Extrapolieren aus dem Endlichen ins Unendliche, das absichtliche Verschwimmenlassen des Einzelnen, des Konstituierenden, ist ein intuitiv optischer Vorgang, der durch noch so scharfsinnige Zirkelschlüsse nicht widerlegt werden kann. Georg Cantor selbst, der sich ursprünglich wenig um Philosophie kümmerte, was er später in redlichstem Bemühen durch den Verkehr mit scholastisch geschulten Ordensgeistlichen ausglich, wobei er auf Thomas von Aquino und sein „aktuales Unendlich“ stieß, hat seine Theorie sicherlich rein logisch gemeint. Es liegt uns auch Vollkommen fern, die Genialität der Mengenlehre anzuzweifeln oder die ungeheuren Verdienste Cantors herabzusetzen. Wir fühlen nur, rein historisch, daß sich auch auf diesem Gebiet wieder eine weltwichtige geistige Entscheidung vollzieht, die in kürzerer oder längerer Zeit für die Weiterentwicklung der Mathematik epochal werden wird. Mathematisiert sich die Logik oder logisiert sich die Mathematik? so lautet hier die Kernfrage, und es ist eine Angelegenheit des Gegensatzes zwischen euklidischer, magischer oder faustischer Geisteshaltung, wie man zu diesem Problem, besser zu dieser Problemgruppe, Stellung nimmt.
 
:Doch auch diese Umwälzungen, in denen Wir heute noch mit beiden Füßen stehen, dürfen wir bloß andeuten, um unserer eigentlichen Aufgabe nicht untreu zu werden. Wir konkretisieren: Eine Menge <math> \mathfrak{M} </math>, die wir bereits definierten, kann endlich sein Wie die Menge der Zündhölzer in einer Schachtel oder die Menge aller geraden Zahlen bis 10.000. Oder die Menge der Primzahlen von 1 bis 79. Solche endliche Mengen sind stets abzahlbar.
 
::(<small>Und, Wie man sagt, auch darüber hinaus noch tatsächlich „abgezählt“.</small>)
Intuition als die Logik verhilft, da die Logik trotz aller
:Es gibt aber auch unendliche Mengen, die abzählbar sind, und das eben sind die Mengen, derentwegen die Mengenlehre geschaffen Wurde. Die Menge aller natürlichen Zahlen ist abzahlbar. Das heißt natürlich nicht, daß sie ein Mensch abzahlen kann, sondern nur, daß sie prinzipiell abgezahlt Werden können. Diese prinzipielle Möglichkeit ist so einleuchtend, daß mein Töchterchen mit fünf Jahren sagte: „Nur der liebe Gott kann bis ans Ende zahlen; denn er lebt immer.“ Nun kann man aber auch sämtliche anderen unendlichen Mengen abzahlen, bei denen es möglich ist, jedem Element eineindeutig eine natürliche Zahl zuzuordnen. Etwa samtliche geraden Zahlen, sämtliche Primzahlen, samtliche durch 2, durch 5, durch 13, durch 79 teilbaren Zahlen. Jede dieser Weiteren Mengen ist klarerweise eine Teilmenge der Menge aller natürlichen Zahlen, der eine sogenannte „transfinite Kardinalzahl“ zugeordnet Werden kann. Nur begibt sich dabei sofort das Schrecknis, daß alle diese Teilmengen, grob gesagt, gleich groß sind Wie die Menge der Ganzheit der natürlichen Zahlen. Unser Schema zeigt deutlich diese Ungeheuerlichkeit :
apagogischen Beweise zumindest einwenig unsicher bleibt.
 
:Nun Wissen wir weiter, daß schon die Scholastik, vor
allem Bradwardinus, Thomas von Aquino und Cusanus
tief in diese Antinomien eingedrungen sind, die trotz
aller Beteuerungen der modernsten Grundlagenforschung,
Logik, Logistik und der „Als-ob-Philosophie“ für den
gänzlich undogmatischen und unerbittlichen Betrachter
nach Wie vor das „Credo, quia absurdum“ der Mathe-
matik bilden und - wie wir hinzufügen - bilden sollen,
da erst aus diesem metalogischen Gesichtswinkel heraus
sich völlig neue Erkenntnislandschaften blickmäßig er-
schließen.
 
:Gerade die stolzen und harten logischen Gefilde der
Mengenlehre und der Gruppentheorie gehören zu diesen
- man erschrecke nicht - metalogischen Gegenden.
Denn im Verein mit der modernen Physik haben sie die
Logik zu einem Prokrustesbett gemacht. Man rettet,
kurz gesagt, die Logik bei einer neuen meta- oder kontra-
logischen Entdeckung dadurch, daß man ohne viel Auf-
sehen die Logik entsprechend „streckt“ und hierauf
triumphierend verkündet, die neuen Lehren vertrügen
sich glänzend mit der Logik. Dadurch, und wir werden
darüber im Schlußkapitel noch eingehend sprechen, ist
das neunzehnte Jahrhundert das „Säkulum der dehn-
baren Maßstäbe“ geworden. Was für einen logischen
Sinn, um zur Mengenlehre zurückzukehren, kann die
apodiktische Aussage haben, daß der Teil unter gewissen
Umständen dem Ganzen gleich sein muß? Und daß die
Summe unendlich vieler solcher Teile Wieder nicht größer
sein kann als das Ganze? Für all das, was man billiger-
Weise unter Logik verstehen kann, ist das ein kompletter
Unsinn, ja ein Wahnsinn und Widersinn.
:(<small>Man sagt bei unendlichen Mengen „Äquivalenz“ und
„Verschiedene Mächtigkeit“, um die Begriffe der Gleich-
heit bzw. des Größer und Kleiner zu umgehen, das sind
aber, wenn man Will, bloße Alibiversuche der Logik-
Streckung.</small> )
 
 
Solche Mög-
 
 
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lichkeiten heben sofort die Sicherheit der gesamten
elementaren Mathematik auf, wenn man sie für „logisch“
einordenbar erklärt. Nun kommt aber der Kunstgriff:
man erweitert einfach die Logik, grenzt das Gebiet, in
dem diese „Ungesetze“ gelten, streng ab und betrachtet
im Wege einer ebenso ungeheuren wie ungeheuerlichen
Maßabstreckung und Verallgemeinerung die Gesetze
des Endlichen als nebensächliche Sonderfälle eines viel
umfassenderen Kosmos des Aktual-Unendlichen, das sich
seit dem Beginn des neunzehnten Jahrhunderts,
seit Bolzano, ohne Widerspruch denken läßt. Im
§ 14 seiner „Paradoxien“ stellt Bolzano nämlich
fest, daß niemand, der sich die „Einwohnerschaft“
Prags oder Pekings vorstelle, dabei auch an jeden
einzelnen Einwohner denke. Ebensowenig müsse man
etwa, so fügen wir hinzu, bei jeder unendlichen „Punkte-
schaft“ (Punktmenge) jedem einzelnen Punkt in Ge-
danken nachlaufen.
Für uns ist Bolzanos Ausspruch geradezu der Beweis
dafür, daß es sich bei all diesen Dingen um „Metalogik“
handelt: das ewige Vergleichen, das Extrapolieren aus dem
Endlichen ins Unendliche, das absichtlicheVerschwimmen-
lassen des Einzelnen, des Konstituierenden, ist ein intuitiv
optischer Vorgang, der durch noch so scharfsinnige
Zirkelschlüsse nicht widerlegt werden kann. Georg Cantor
selbst, der sich ursprünglich wenig um Philosophie küm-
merte, was er später in redlichstem Bemühen durch
den Verkehr mit scholastisch geschulten Ordensgeist-
lichen ausglich, wobei er auf Thomas von Aquino und
sein „aktuales Unendlich“ stieß, hat seine Theorie sicher-
lich rein logisch gemeint. Es liegt uns auch Vollkommen
fern, die Genialität der Mengenlehre anzuzweifeln oder
die ungeheuren Verdienste Cantors herabzusetzen. Wir
fühlen nur, rein historisch, daß sich auch auf diesem Ge-
biet wieder eine weltwichtige geistige Entscheidung voll-
zieht, die in kürzerer oder längerer Zeit für die Weiter-
entwicklung der Mathematik epochal werden wird.
Mathematisiert sich die Logik oder logisiert sich die Ma-
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thematik? so lautet hier die Kernfrage, und es ist eine
Angelegenheit des Gegensatzes zwischen euklidischer,
magischer oder faustischer Geisteshaltung, Wie man zu
diesem Problem, besser zu dieser Problemgruppe, Stellung
nimmt.
Doch auch diese Umwalzungen, in denen Wir heute
noch mit beiden Füßen stehen, dürfen Wir bloß andeuten,
um unserer eigentlichen Aufgabe nicht untreu zu Werden.
Wir konkretisieren: Eine Menge 2172, die wir bereits
definierten, kann endlich sein Wie die Menge der
Zündhölzer in einer Schachtel oder die Menge aller ge-
raden Zahlen bis 10.000. Oder die Menge der Primzahlen
von 1 bis 79. Solche endliche Mengen sind stets abzahl-
bar*). Es gibt aber auch unendliche Mengen, die abzählbar
sind, und das eben sind die Mengen, derentwegen die
Mengenlehre geschaffen Wurde. Die Menge aller natür-
lichen Zahlen ist abzahlbar. Das heißt natürlich nicht,
daß sie ein Mensch abzahlen kann, sondern nur, daß sie
prinzipiell abgezahlt Werden können. Diese prinzipielle
Möglichkeit ist so einleuchtend, daß mein Töchterchen
mit fünf Jahren sagte: „Nur der liebe Gott kann bis ans
Ende zahlen; denn er lebt immer.“ Nun kann man aber
auch sämtliche anderen unendlichen Mengen abzahlen,
bei denen es möglich ist, jedem Element einein-
deutig eine natürliche Zahl zuzuordnen. Etwa samt-
liche geraden Zahlen, sämtliche Primzahlen, samt-
liche durch 2, durch 5, durch 13, durch 79 teilbaren
Zahlen. Jede dieser Weiteren Mengen ist klarerweise
eine Teilmenge der Menge aller natürlichen Zahlen,
der eine sogenannte „transfinite Kardinalzahl“ zu-
geordnet Werden kann. Nur begibt sich dabei sofort
das Schrecknis, daß alle diese Teilmengen, grob gesagt,
gleich groß sind Wie die Menge der Ganzheit der na-
türlichen Zahlen. Unser Schema zeigt deutlich diese
Ungeheuerlichkeit :
*) Und, Wie man sagt, auch darüber hinaus noch tat-
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