Diferencia entre revisiones de «Curso de alemán nivel medio con audio/Lección 105c»

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Línea 158:
\; \mu^{\tilde{\omicron}} \overline{\iota \mu}
</math>
:Hier fehlt, obgleich es sich um einen sehr komplizierten Ausdruck handelt, jedes Wort, mit Ausnahme des Bruchanzeigers „rnoriou“, der sich etwa durch ein verkehrtes <math> \mu </math> leicht hätte symbolisieren lassen können. Bei einiger Konsequenz läge also schon bei Diophant eine sehr hoch entwickelte algebraische Schreibweise vor, die unsrer an Einfachheit nur wenig nachsteht, wenn man von den konkreten Zahlen absieht, die natürlich noch kein Stellenwertsystem kennen.
:Wir wollen aber weder philologische Tüftelei betreiben, noch dem großen Diophant Zensuren erteilen. Wir wollen nur einen ungeheuer wichtigen Tatbestand bis zum letzten Urgrund aufklären. Die Frage nämlich nach der Bedeutung der Algebra im allgemeinen und der algebraischen Schreibweise im besonderen. Denn es ist kein billiger Scherz, sondern eine geschichtliche Tatsache, daß die „geometrische Algebra“ der alten Griechen später entziffert wurde als die Hieroglyphen, Während Diophantos und die noch spröderen Araber schon zu Beginn der Neuzeit im wesentlichen volles Verständnis fanden.
:Es ist also zuerst die Frage nach der Bedeutung der Algebra zu stellen, die die weitere Frage nach der Bedeutung der Arithmetik im mathematischen Denken voraussetzt, da sie aus ihr hervorgegangen ist. Philosophisch gesprochen, liegt dem Problem der Unterschied des Begrifflichen und des Anschauungsmäßigen zugrunde. Um die Ausdrucksweise Kants zu gebrauchen, ist der Verstand das Vermögen, Begriffe zu bilden, Während die Anschauung uns die Anschauungen vermittelt. Der Verstand ist eine sogenannte diskursive Fähigkeit, was nichts anderes heißt, als daß er für die Gewinnung seiner Ergebnisse das N acheinander braucht, Während die Anschauung gleichsam zeitlos ist und auf einen Blick gewonnen Wird. Darüber hinaus ist das eigentliche Gebiet des Verstandes das Zergliedernde, Teilende, während die Anschauung ein synthetisches, verbindendes Vermögen ist. Wir haben bei Gelegenheit der Paradoxien Zenons schon über ähnliche Dinge gesprochen. Eine wirkliche Kontinuität oder Stetigkeit ist nur durch die Anschauung zu verwirklichen. Eine Linie, eine Fläche, ein Körper sind anschauungsmäßig stetige oder kontinuierliche Wesenheiten. Will ich diese Wesenheiten jedoch verstandesmäßig aufbauen, dann muß ich Wohl zu Urelementen greifen, zu ersten Bausteinen, also zu Atomen. Atome sind aber irgendwie stets prinzipiell zählbare Mengen, wenn ich auch ihre unendliche Menge behaupte.
:Wir können uns jedoch an dieser Stelle noch nicht tiefer in solche philosophische Erörterungen verlieren, da wir dadurch sozusagen einen Anachronismus der Darstellung begingen. Wir halten nämlich bei Diophant und nicht bei moderner Erkenntniskritik oder gar bei der Mengenlehre. Wir wollten lediglich feststellen, daß die Zahl und die Anzahl Ergebnisse der Verstandestätigkeit sind, und daß es auch eine Tätigkeit des Verstandes ist, die diese Zahlen in allerlei Arten miteinander verbindet. Die Tätigkeit derAnschauung betrifft dagegen die Gestalt und die Figur, also all das, was wir im eigentlichen Sinne als geometrisch bezeichnen. Nun ist es selbstverständlich, daß Verstand und Anschauung nirgends rein und ungemischt auftreten, da nach Kant ja Begriffe ohne Anschauung leer und Anschauungen ohne Begriffe blind sind. In dem an sich undenkbaren Begriff des Unendlichen steckt irgendwie eine wenn auch nebelhafte Anschauung und in der Anschauung eines Dreiecks das begriffliche Element einer gewissen Anzahl von Ecken und einer gewissen Verbindungsart dieser Ecken durch Linien.
:Gleichwohl gibt es naturgemäß die verschiedensten Mischungsverhältnisse, in denen Begriffliches und Anschauliches in einem mathematischen Problem auftreten
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:Hier fehlt, obgleich es sich um einen
sehr komplizierten Ausdruck handelt, jedes Wort, mit
Ausnahme des Bruchanzeigers „rnoriou“, der sich etwa
durch ein verkehrtes <math> \mu </math> leicht hätte symbolisieren lassen
können. Bei einiger Konsequenz läge also schon bei
Diophant eine sehr hoch entwickelte algebraische Schreib-
weise vor, die unsrer an Einfachheit nur wenig nach-
steht, wenn man von den konkreten Zahlen absieht, die
natürlich noch kein Stellenwertsystem kennen.
 
 
 
:Wir wollen aber weder philologische Tüftelei betreiben,
noch dem großen Diophant Zensuren erteilen. Wir wollen
nur einen ungeheuer wichtigen Tatbestand bis zum
letzten Urgrund aufklären. Die Frage nämlich nach der
Bedeutung der Algebra im allgemeinen und der algebra-
ischen Schreibweise im besonderen. Denn es ist kein
billiger Scherz, sondern eine geschichtliche Tatsache,
daß die „geometrische Algebra“ der alten Griechen
später entziffert wurde als die Hieroglyphen, Während
Diophantos und die noch spröderen Araber schon zu
Beginn der Neuzeit im wesentlichen volles Verständnis
fanden.
 
 
 
:Es ist also zuerst die Frage nach der Bedeutung der
Algebra zu stellen, die die weitere Frage nach der Be-
deutung der Arithmetik im mathematischen Denken
voraussetzt, da sie aus ihr hervorgegangen ist. Philo-
sophisch gesprochen, liegt dem Problem der Unterschied
des Begrifflichen und des Anschauungsmäßigen zugrunde.
Um die Ausdrucksweise Kants zu gebrauchen, ist der
Verstand das Vermögen, Begriffe zu bilden, Während
die Anschauung uns die Anschauungen vermittelt. Der
Verstand ist eine sogenannte diskursive Fähigkeit, was
nichts anderes heißt, als daß er für die Gewinnung seiner
Ergebnisse das N acheinander braucht, Während die An-
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schauung gleichsam zeitlos ist und auf einen Blick ge-
wonnen Wird. Darüber hinaus ist das eigentliche Gebiet
des Verstandes das Zergliedernde, Teilende, während die
Anschauung ein synthetisches, verbindendes Vermögen
ist. Wir haben bei Gelegenheit der Paradoxien Zenons
schon über ähnliche Dinge gesprochen. Eine wirkliche
Kontinuität oder Stetigkeit ist nur durch die Anschauung
zu verwirklichen. Eine Linie, eine Fläche, ein Körper
sind anschauungsmäßig stetige oder kontinuierliche
Wesenheiten. Will ich diese Wesenheiten jedoch ver-
standesmäßig aufbauen, dann muß ich Wohl zu Ur-
elementen greifen, zu ersten Bausteinen, also zu Atomen.
Atome sind aber irgendwie stets prinzipiell zählbare
Mengen, wenn ich auch ihre unendliche Menge behaupte.
 
 
:Wir können uns jedoch an dieser Stelle noch nicht tiefer
in solche philosophische Erörterungen verlieren, da wir
dadurch sozusagen einen Anachronismus der Darstellung
begingen. Wir halten nämlich bei Diophant und nicht
bei moderner Erkenntniskritik oder gar bei der Mengen-
lehre. Wir wollten lediglich feststellen, daß die Zahl
und die Anzahl Ergebnisse der Verstandestätigkeit sind,
und daß es auch eine Tätigkeit des Verstandes ist, die
diese Zahlen in allerlei Arten miteinander verbindet.
Die Tätigkeit derAnschauung betrifft dagegen die Gestalt
und die Figur, also all das, was wir im eigentlichen Sinne
als geometrisch bezeichnen. Nun ist es selbstverständlich,
daß Verstand und Anschauung nirgends rein und un-
gemischt auftreten, da nach Kant ja Begriffe ohne An-
schauung leer und Anschauungen ohne Begriffe blind
sind. In dem an sich undenkbaren Begriff des Unend-
lichen steckt irgendwie eine wenn auch nebelhafte An-
schauung und in der Anschauung eines Dreiecks das
begriffliche Element einer gewissen Anzahl von Ecken
und einer gewissen Verbindungsart dieser Ecken durch
Linien.
 
 
:Gleichwohl gibt es naturgemäß die verschiedensten
Mischungsverhältnisse, in denen Begriffliches und An-
schauliches in einem mathematischen Problem auftreten
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