Curso de alemán nivel medio con audio/Lección 198c

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Archimedes (Teil 37)


„Das Paneion“, erwiderte er, wobei ein Katarakt von Erinnerungen auf ihn einstürmte. Und er begann die Figur langsam in der Hand zu drehen. Da aber erblickte und fühlte er etwas, das ihn mit einem Schauer noch halbbewusster Erkenntnis erfüllte. Der Schraubengang wanderte, ohne dass sich die Schraubenspindel, die ganze Figur, von ihrer Stelle rührte. Und derselbe Schraubengang schob seine linke Hand, die mit einem Finger das Geländer des Aufstiegsweges zart berührte, mit unentrinnbarer Gewalt aufwärts. Er verkehrte sofort die Drehrichtung, hielt die linke Hand noch leichter, noch bewusster. Dann stellte er die Figur auf den Tisch, um das Spiel zu wiederholen. Plötzlich schoss ihm alles Blut in die Wangen und er sprang, ohne weiter auf die Umgebung zu achten, vom Sitz empor und lief hinaus: in den Garten, auf die Felder, an das Ufer des Nils. Dort kühlte er sich die Schläfen, die Arme, die Brust, indem er mit hohlen Händen Nilwasser schöpfte, und warf sich schließlich auf die Böschung.
Als er viele Stunden später heimkehrte, empfing ihn Aletheia traurig und nachdenklich, nicht jedoch erzürnt. Sie war um so erstaunter, als er sie gegen seine bisherige Gewohnheit mit Zärtlichkeit überschüttete und sich übermütig wie ein Ephebe betrug.
„Wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich dir etwas geben kann, hätte ich dir in den letzten Stunden nicht den Frohsinn geraubt“, sagte er mit starker Stimme. „Jetzt aber brauche ich Zimmerleute, Werkleute, Baumeister, Erdarbeiter, Steinmetzen, Brunnenmacher, kurz, was du auftreiben kannst. Und für diese Nacht bitte ich um Urlaub. Ich weiß, du wirst mir die Leute schicken. Denn du bist die Wirklichkeit. Willst du mir helfen?“
Aletheia stand kopfschüttelnd auf.
„Wenn es sich nicht um Archimedes handelte, würde ich Ärzte holen lassen. So aber muss ich wohl deinen Willen erfüllen. Darin, dass ich dazu in der von dir befohlenen Zeit fähig bin, hast du dich nicht getäuscht.“ Und sie verließ den Raum.
Archimedes aber raffte fieberhaft Papyrosblätter zusammen, auf denen er den Werkleuten die Zeichnungen hinwerfen würde, nach denen sie arbeiten sollten.
Die Leidenschaft und der Zielwille des Archimedes war der Durchführung seiner Pläne mächtig vorausgeeilt. Es währte fast fünf Tage und fünf Nächte, bis er das erreicht hatte, was er bereits in der ersten Nacht zu schaffen gehofft hatte. Dabei zwang ihn ein starrsinniger Aberglaube oder eine Art von Pietät gegen Aletheia, nichts von diesen werdenden Maschinen zu erproben. Sie wurden unter seiner nie rastenden Aufsicht ausgeführt, poliert, zusammengesetzt und schließlich mit großen Tüchern und Matten bedeckt.
Er war diese Tage und Nächte nur bei den Mahlzeiten und während der Stunden allergrößter Hitze im Landhause. Aletheia aber besaß Zartsinn und Beherrschung genug, ihn weder zu fragen noch durch Gespräche abzulenken, da selbst eine weniger seelenkundige Frau als sie gesehen hätte, welche harte und aufreibende Kämpfe in seinem Innern tobten. Sie vermied es auch, ihm irgendwie nachzuspüren, insbesondere, da er ihr das Betreten einer gewissen Zone ihrer Besitzungen lachend, aber unzweideutig, scharf verboten hatte.
Eines Morgens nun, knapp nach Sonnenaufgang, stürmte er ohne Rücksicht in ihren Schlafraum, den er die letzten Tage überhaupt gemieden hatte, und weckte sie. Dabei war sein Blick derart verklärt, dass die große Müdigkeit, die sich schon in seinen Zügen gezeigt hatte, wie weggewischt war. Sein von der Sonne tiefbraun gebranntes Antlitz leuchtete und strahlte förmlich Siegesgewissheit aus.
Aletheia verstand sofort, dass er an irgendeinem Ziel angelangt sein musste. Sie ahnte sogar, dass es sich um die Bewässerungsanlagen handeln könne. Nur erschien ihr die Schnelligkeit, mit der offensichtlich dieses Ziel erreicht worden war, ein wenig unglaubwürdig.
Sie sprang zierlich vom Lager und lächelte ihn an. Und wusste dass in solchen Augenblicken, in denen ein Mann der geliebten Frau das Ergebnis seiner Mühe zu Füßen legen will, jeder Herzschlag einer Verzögerung eine nicht wieder gutzumachende Kränkung bedeutete. Deshalb auch sagte sie schnell:
„Soll ich mit dir kommen, Archimedes?“
„Wenn es dir nicht ungelegen ist, würde es mich sehr, sehr freuen“, antwortete er, wobei ein roter Schimmer von Erregung sein Antlitz überhuschte.
„Ungelegen? Ich bin doch für dich da“, sagte sie leise.
„Nein, heute bin ich für dich da. Du wirst es sehen. Endlich kann ich dir deine große Freundschaft durch eine Tat der Wirklichkeit vergelten.“
„Vielleicht ist der Wunsch nach Vergeltung irgendwo versteckte Feindschaft. Nicht böse sein, Archimedes. Diese tiefe Weisheit erörtern wir zu gelegenerer Zeit. Lass jetzt, bitte, die Sänfte bereitstellen. Ich werde mich eilen. Denn ich bin ja selbst schon in großer Spannung und Erregung."
Der Morgen war herrlich. Noch reicher und üppiger standen die goldgelben Saaten, noch frischer sangen die Vögel, und der Himmel war gesprenkelt mit winzigen Federwölkchen.
Archimedes hatte den Sänftenträgern schon bevor Aletheia zur Stelle war, den Weg beschrieben, den sie einschlagen sollten. So unterbrach kein Wort diese kurze Reise durchs Delta. Sie gelangten bald an die Böschung des Nilarmes, wo Archimedes Aletheia bat, auszusteigen.
Sie gingen die wenigen Schritte vom Weg bis zum Uferrand. Archimedes fasste ihre Hand und zeigte auf den Werkplatz, auf dem noch allenthalben halbbehauene Balken, Bretter, Eisenbänder, Späne, Nägel und Teerbehälter umherlagen. In einiger Entfernung dröhnte das Pochen von Hämmern und das Kreischen von Sägen. Vom Wasserspiegel des Nils herauf zum Böschungsrand zog sich jedoch eine vorläufig nicht näher erkennbare Vorrichtung, da sie mit breiten Tüchern und Matten bedeckt war. Nur ganz oben mündete diese Zurüstung in eine breite, tiefe Rinne, die zum nächsten Bewässerungskanal in sanfter Neigung hinleitete.
Archimedes winkte die Werkleute heran, die gelaufen kamen, als sie seiner ansichtig wurden. Er bedeutete ihnen, die Hüllen zu entfernen, drückte Aletheia noch einmal die Hand und fasste dann selbst mit an.